Metin Hakverdi ist zur Trump-Krönungsmesse nach Milwaukee gereist. „Keine Spaßveranstaltung“, sagt der SPD-Bundestagsabgeordnete. Warum tut er sich das an?
Herr Hakverdi, Sie sind auf dem Republikaner-Parteitag in Milwaukee. Warum tun Sie sich die mehrtägigen Trump-Festspiele an?
Um Gespräche zu führen, bestehende Netzwerke zu vertiefen und neue zu knüpfen. Es geht mir darum, einen Eindruck von der Trump-Bewegung zu bekommen. Wer sind unsere Ansprechpartner, sollte Trump als US-Präsident wiedergewählt werden? Das ist zwar kein wünschenswertes Szenario, aber Außenpolitik ist nun mal keine Spaßveranstaltung. Wir müssen die deutsch-amerikanischen Beziehungen pflegen.
Mal zugespitzt gefragt: Wie wohl fühlen Sie sich als Sozialdemokrat unter reihenweise Rechtspopulisten – die für Deutschland ziemlich wichtig werden könnten?
Tatsächlich bin ich der einzige SPD-Bundestagsabgeordnete hier. Aber auf dem Parteitag sind auch nette Menschen unterwegs, die etwas von internationaler Politik verstehen – und nicht nur verstrahlte Trumpisten. Aber natürlich gibt es die auch. Dass ich mit denen keine politische Debatte führen muss, ist klar. Trotzdem versuche ich mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen, um zu verstehen, was sie antreibt und an Trump so fasziniert. Diese Gespräche sind nicht einfach, aber wichtig.
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Metin Hakverdi
Metin Hakverdi, 55, sitzt seit 2013 für die SPD im Bundestag (Wahlkreis: Hamburg-Bergedorf). Hakverdi ist Obman im Unterausschuss zu Fragen der Europäischen Union und Mitglied im Haushaltsausschuss.
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Mit wem genau führen Sie Gespräche – und warum?
Wir wissen nicht, wer Minister oder Ministerin in einem Trump-Kabinett werden könnte. Aber auf diesem Parteitag sind viele Republikaner unterwegs, die auf einen Posten in seinem Team hoffen – und mit denen spreche ich. Zum Beispiel mit Elbridge A. Colby, der als Verteidigungsminister in einem Trump-Kabinett gehandelt wird. Hier lässt sich der Puls der Trumpisten fühlen wie nirgendwo anders.
Sie wollen also besser vorbereitet sein als bei Trumps erstem Wahlsieg 2016. Was hat die deutsche Politik damals sträflich vernachlässigt?
Wir sind heute schon deutlich vernetzter, als es 2016 der Fall war. In den vergangenen Jahren haben wir unsere Kontakte in die US-Politik stark intensiviert, auch in die Bundesstaaten. Diese Lektion haben wir gelernt. Ob wir deshalb besser vorbereitet wären auf eine zweite Amtszeit? Kann ich Ihnen nicht sagen. Trump ist und bleibt ein erratischer, unvorhersehbarer Mann. Da helfen auch gute Kontakte im Zweifel nichts.
„Eine Garantie gibt es bei Trump nicht“
Stichwort: erratisch. Was sehen Sie da auf uns zukommen, sollte Trump nochmal Präsident werden?
Ich versuche mich dem Gedanken zu nähern, indem ich Trump als das sehe, was er einmal war: ein Immobilienhändler aus New York. Ein Geschäftsmann, der seinen eigenen Vorteil sucht. Dem es nicht um Partnerschaften, Allianzen oder werteorientierte Zusammenarbeit geht, zumindest nicht in erster Linie. Trump will aus Deals seinen Vorteil ziehen, aus einer Transaktion. Deswegen müssen wir zwei Dinge tun.
Und zwar?
Erstens: Wir müssen ein gutes Produkt haben – um im Sprachbild zu bleiben. Zweitens: Wir brauchen eine gute Verhandlungsposition. Für uns bedeutet das im übertragenen Sinn, dass Deutschland und Europa als starke Stimme auftreten müssen, damit wir beispielsweise Trump davon überzeugen können, warum die Ukraine-Hilfen nicht abreißen dürfen.
Sie glauben, das wird funktionieren?
Das wird die Kunst sein. Eine Garantie gibt es bei Trump nicht. In der Außen- und Sicherheitspolitik sind erratische Entscheidungen, für die er berüchtigt ist, immer problematisch. Aber ich glaube, dass wir diesen Umstand zumindest ein wenig einhegen können, indem wir den Geschäftsmann in ihm nicht vergessen und auch aktiv ansprechen.
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